nachdem ich ja auch in den Kommentaren meines Blogs schon agefahren wurde, wie ich beim „Schweineladen LIDL“ noch einkaufen könne, verfolge ich den Affentanz um die Videoaufzeichnungen noch intensiver.
Gestern hat LIDL bekanntgegeben, dass sie nunmehr fürs Erste vollständig auf Videoaufzeichnungen verzichten. Zitat:
Lidl hat beschlossen, bis auf weiteres auf den Einsatz von Videokameras in seinen Filialen zu verzichten. In allen Filialen in Deutschland bauen wir deshalb unsere Kameraanlagen ab.
Schon spannend, wie LIDL der Arsch auf Grundeis geht. Ich meine: Uns ist doch allen klar, dass in jedem Laden Videokameras oder mindestens Attrappen stehen, um Dieben klarzumachen, dass man hier beim Klauen erwischt werden kann.
In seinem ersten Statement nach Bekanntwerden der „Spitzelaffäre“ hieß es noch im März-Rundschreiben:
Lidl erleidet in Deutschland jährlich einen Inventurverlust von ca. 80 Millionen Euro Das kann Arbeitsplätze gefährden Die Lidl Filialen mit Kameraeinsatz hatten vorher mehr als doppelt so hohe Inventurverluste pro Jahr
Und jetzt? Nimmt man die Inventurverluste erstmal in Kauf? Das ist doch nun wirklich fast schon eine Einladung für Ladendiebe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man ad hoc für rund 2.700 deutsche Fillialen Ladendetektive aus dem Hut zaubern kann.
Jetzt hat man sich den ehemaligen obersten Datenschützer der Republik, Dr. Joachim Jacob, als Datenschutzberater ins Boot geholt und möchte sich von ihm „in allen Fragen rund um den Datenschutz beraten und unterstützen“ lassen.
Sieht so aus, als hätten die Verbraucher hier wirklich erfolgreich mit den Füßen abgestimmt. Eine solche Panikreaktion und Rolle rückwärts dürfte im Discountersegment einmalig sein.
Ich bin gespannt, ob LIDL noch weiter geht und vielleicht demnächst die Kunden ihre Waren selbst scannen, ihr Geld in die Kasse legen und sich das Wechselgeld nehmen dürfen. Das wäre ein weiterer konsequenter Schritt in die gleiche Richtung. Go LIDL! 😉
Was ich für den Kunden an dieser Spitzelaffäre so schlimm find ist, daß niemand weiß ob auf den Videoaufzeichnungen nicht auch EC-Karten-Pins der Kunden zu sehen sind.
Ich habe Auszüge aus den Protokollen gelesen und finde es wirklich skandalös, was da passiert ist. Das kann die Geschäftsleitung auch mit ihrer „netten“ Stellungnahme nicht mehr retten. Was da mit den EC-Karten eventuell gelaufen sein könnte, will ich besser gar nicht mehr wissen.
Die schlechten Arbeitsbedingnungen der Mitarbeiter sind ja schon länger bekannt. Schon damals hätte man den Laden boykottieren müssen. Das haben aber wohl die wenigsten getan (mich selbst eingeschlossen).
Und ja, klar weiß ich, dass in fast jedem Laden heutzutage Kameras hängen. Ist ja auch ok. In die Umkleide- und Pausenräume gehören die Dinger aber wirklich nicht. Und dass die Detektive systematisch Mitarbeiter über ihr Privatleben und ihre Meinung zu den Kollegen und Vorgesetzten ausgehorcht haben, ist unter keinen Umständen akzeptabel.