Vor 18 Jahren landete ich mal bei einem Schlachter Zahnarzt, der im Dominastudio gutes Geld verdienen könnte. Zum Thema Schmerz konnte er nämlich sein ganzes Können unter Beweis stellen. Schmerzvermeidung war weniger sein Ding. So kam es dazu, dass ich zwei Wochen nach der Behandlung immer noch kein Brötchen kauen konnte. Ganz zu schweigen davon, dass die eigentliche Behandlung wegen nicht wirkender Betäubung quasi ohne Betäubung stattfand.
Das war – wie geschrieben – vor 18 Jahren. Vom Berufsstand der Zahnärzte war ich geheilt – erst vor rund zwei Jahren suchte ich mal wieder einen Zahnarzt auf. Grund dafür: Meine Weißheitszähne lösten sich so langsam in Wohlgefallen auf und ich mußte mir die scharfen Kanten abschleifen lassen, damit meine Zunge sich daran nicht aufreiben konnte.
Inzwischen ist mir ein weiterer Zahn abgebrochen. Nun ist meine Angst vor den Zahnbehandlungen stets größer gewesen, als das Ertragen eines Schmerzes. Einige Wurzeln haben sich recht schmerzhaft von mir verabschiedet, aber das habe ich alles ausgesessen. Bis Ostermontag. Da blickte mich nämlich im Schlafzimmerspiegel jemand ganz anderes an: Ein dicker Mann mit einer noch dickeren Wange im Gesicht. Mir war sofort klar: DAS versuche ich NICHT auszusitzen. Schmerzen hatte ich zwar so gut, wie keine, aber es lag auf der Hand, dass die Entzündung nicht von alleine weggeht. Deshalb habe ich den Zahnnotdienst angerufen. Und glaubt es mir oder nicht: Notdienst hatte der Schlachter Zahnarzt, der mir vor 18 Jahren das Fürchten beibrachte. Wie sagt Das M. immer so schön? „Wenn Scheiße, dann Scheiße mit Schwung!“ Recht hat er!
Tja – folgende Optionen: 1. Die Stadt wechseln und einen anderen Zahnnotdienst aufsuchen, 2. Sich dem Schlachter Dämon Zahnarzt zu stellen oder 3. nach Ostern mit einem geplatzen Gesicht aufzuwachen. Ich fasste in Absprache mit meiner besseren Hälfte den Entschluss, den Zahnnotdienst aufzusuchen. Und es war „ok“, denn diesmal hat er bessere Arbeit abgeliefert. Betäubung klappte, aufgeschnitten hat er mich auch ganz gut und somit wurde ich dann mit Antibiotika nach Hause entlassen. Auch die Nachbehandlung wurde dort korrekt durchgeführt. Ich habe ihm aber nicht den Gefallen getan, dass er seinen vor 18 Jahren gefassten Plan doch noch durchführen kann: Nämlich mir die Weißheitszähne (und den aktuellen Zahn) zu ziehen! Nein – die kriegt DER nicht!
Also hatte ich für heute einen Termin bei einer anderen Zahnärztin, die mir empfohlen wurde. Die bestand erstmal auf ein Röntgenbild (der andere Schlachter Dämon Vollpfosten Zahnarzt hätte übrigens sofort den Zahn gezogen), um sich den Wurzelverlauf anzusehen. Was bei Auswertung des Röntgenbildes gesagt wurde, will man einfach nicht von seiner Zahnärztin hören:
„Da geh ich nicht dran!“
Ähm. Hallo? Ist das nicht ihr Job?
„Schauen Sie mal da: “ – sie kreist mit ihrem Zeigefinger über weite Teile meines Unterkiefers – „sehen Sie diesen Schatten da?“
„Äh – ja, ich glaube schon“
„Ja, das könnte wohl eine Zyste sein.“
Aha. Sieh mal an, eine Zyste…
„Aber die ist riesig! Und sehen Sie da?“ – wieder ein gewichtiger Fingerzeig auf’s Bild. „Da geht Ihr Kiefernerv lang. Das ist mir alles viel zu eng. Da geh ich nicht dran!“
Muß sie das wiederholen? Ich komme mir vor, wie ein Aussätziger und erwartete so langsam, dass sie sich schüttelt. Tat sie aber nicht. Sie setze noch einen drauf:
„So eine riesige Zyste habe ich hier in meiner Praxis noch nie gesehen! “
So, das reicht. Jetzt bricht der Mann in mir durch. Ich meine, ich bin 1,96m lang, wiege rund 113 KG, bin 36 Jahre alt und meine Zahnärztin erzählt mir gerade, dass sie in ihren ganzen Jahren, in denen sie praktiziert noch nie SO ETWAS in DIESER GRÖßE auf einem Röntgenbild gesehen hat. Darauf folgt als Mann eine natürliche Gegenfrage:
„Werde ich daran sterben?“
Wobei die Frage falsch gestellt war – ich hätte fragen müssen, WANN ich daran sterben werde. Aber sie lachte nur und sagte: „Da wären Sie der erste“. Na, immerhin. Ich werde der erste sein, der daran stirbt! 😉
Dass sie im Folgenden direkt zum Hörer griff und den Chef der Kieferchirurgischen Praxis ans Telefon zitierte und ihm auch nochmal sagte, dass Sie so eine riiiesige Zyste ja noch nie gesehen habe und dass das ein Fall für ihn sei, beruhigte mich nicht unbedingt. Auf jedenfall hat sie mir einen Termin für Dienstag besorgt. Da hole ich mir dann ein Angebot und eine Beratung zum ziehen/ausgraben von drei Weißheitszähnen und dem anderen Zahn. Wenn ich nicht bis dahin an meiner Zyste gestorben bin. Wovon ich jetzt erstmal ausgehe. Ich bin ja ein Mann. 😉
Update folgt dann…
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